3061325317346470 Wie ich mit Freiwilligenarbeit zurück fand.
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Wie ich mit Freiwilligenarbeit zurück fand.

Aktualisiert: 16. Jan.

Endlich ging es los. Aufgeregt stieg ich in das Flugzeug, das mich nach Südafrika brachte. Im Flugzeug entspannte ich mich erst mal und liess den Alltag mit einem tiefen Schnaufer hinter mir. Es war wie ein schwerer Stein, der von mir wich und mich befreite.



Tina Kissling, Südafrika, Greater Krügerpark, Zach Stamatis
Tina Kissling im Greater Krügerpark Südafrika. Ein Danke für das Foto an Zach Stamatis.

Eigentlich wusste ich ja gar noch nicht so richtig, was mich da alles erwartete in dem Freiwilligenprojekt. Trotz vielen Informationen, die man bekam von den Durchführenden, konnte man sich das nicht so richtig vorstellen. Aber machte nichts. Das hat mich in keiner Weise beunruhigt. Wie gesagt, ich sass entspannt und freudig im Flugzeug und genoss auch schon die lange Flugzeit, da ich einfach nichts machen musste. Keine Hausarbeit, keine Termine, keine Arbeit – einfach nichts. Ich hatte einfach Zeit, um Filme zu sehen und Musik zu hören.


„Es war eine sehr lange Reise, die ich aber gerne in Kauf nahm für mein Vorhaben.”

Meine lange Reise Mein Flug war etwas kompliziert. Ich musste erst von Zürich nach London fliegen und von da aus dann nach Johannesburg. Von Johannesburg musste ich dann noch Mals einen Inlandflug nach Nelspruit nehmen. Und von Nelspruit mit dem Auto zum Flughafen Hoedspruit, wo weitere Volonteers ankamen. Da holte uns dann das Team vom Projekt ab und wir fuhren noch Mals 1 ½ Stunden, bis wir dann endlich in der Lodge ankamen. Insgesamt war ich rund 30 Stunden unterwegs. Dies jedoch, weil ich einen sehr langen Aufenthalt in London hatte von 11 Stunden. All dies machte mir gar nichts aus. Ich freute mich einfach riesig und wusste ja schon zum Voraus, dass die Reise lang sein wird.


Zimmer in der Lodge Als wir dann ankamen in der Lodge wurden schon mal die Zimmer zugeteilt. Ich war mit zwei anderen in einem 6er Zimmer. Ob das geht mit den beiden? Nun, es hat sich sehr schnell herausgestellt, dass wir das super meistern und gut miteinander klarkommen. War ich froh, dass ich zwei gute Zimmerkameradinnen hatte. Die Zimmer waren sehr einfach ausgestattet mit drei Doppelstöckigen Betten, einem grossen Spiegel und Frisiertisch, einem Bad mit Dusche, WC, Badewanne und Doppellavabo und eine Terrasse mit einer kleinen Couch. Ein gab noch einen kleinen Wandschrank mit einem Save und drei kleine Holzmöbel, in welchen man Kleidung oder sonstiges verstauen konnte. Unter jedem Bett hatte es je zwei grosse Schubladen für die Kleider. Wir hatten warm und kalt Wasser und eine Klimaanlage. Und das wars dann auch schon.


Infos zum Projekt Die erste Nacht war imposant. Man hörte viele Tiergeräusche und wusste nicht, was es für welche waren. Ich schlief dennoch recht gut, da ich auf der ganzen langen Reise nach Südafrika nichts geschlafen habe. Am nächsten Morgen erhielten wir dann die ersten Informationen zum Projekt. Ich erkläre euch hier nun mal, um was es in meinem ausgewählten Projekt ging.

Es waren in der Lodge und bei «African Impact» zwei verschiedene Projekte. Meins war ja die Fotografie. Wir hatten die Aufgabe, Tiere zu fotografieren, damit sie diese identifizieren können. Die Fotos mussten dann auch dementsprechend gemacht werden, dass man die Tiere zuordnen kann. Jeder von uns bekam jede Woche ein Tier zugeteilt. Zum Beispiel den Elefanten. Ende Woche musste ich dann alle Fotos, die ich von Elefanten gemacht habe, abgeben. Und so gings dann am ersten Tag am Nachmittag bereits auf den ersten Game Drive, auf welchem wir schon viele tolle Fotos von Giraffen, Elefanten, Impalas, Warzenschweinen und Kudus machen konnten.


Waterbuck - Südarikanische Antilopenart, Fotografie, Südafrika, Tina Kissling, Greater Krügerpark,
Waterbuck - Südarikanische Antilopenart

Tages und Wochenablauf Als wir am ersten Tag den Wochenplan bekamen, hatte ich erst mal leer geschluckt und dachte mir – ohh neeeiiiin! Jeder Tag begann sehr sehr früh. Und für mich, der bis jetzt eher ein Nachtmensch war, war das im ersten Moment furchtbar. Abfahrt 05.55 Uhr, Abfahrt 05.20 Uhr. Wir hatten einen vollen Terminkalender und es war sogar die Freizeit eingetragen. Workshops, Informationsveranstaltungen, Game Drives, Editing Time, Mittag- und Nachtessen, Critique, Night Drive, Science Talk, Physical Conservation Work und Gin Drive. Was zur Hölle ist Gin Drive? Gin ist ein Getränk, was hat das mit Südafrika und dem Projekt zu tun? Wir waren alle ganz gespannt. Und – es war Gin, der getrunken wurde in der Pause während dem Nachmittags-Drive. Immer Montags. Der Gin Drive war immer für beide Projekte und wir waren dann gemischt mit zwei Autos unterwegs. 9 vom Fotografie-Projekt und 9 vom Research-Projekt. Der Gin Drive diente dazu, die Zeit zusammen zu geniessen und uns unter den beiden Projekten auch etwas zu vermischen und auszutauschen.


Pause um acht

Pro Tag war mindestens ein Game Drive auf dem Programm. An machen Tagen waren wir sogar zwei Mal unterwegs. Morgens dauerte der Game Drive immer 4 Stunden und am Nachmittag 3 Stunden. Morgens um 8 machten wir jeweils Kaffe-Pause. Um 8 schon Pause… 😂 Da habe ich eigentlich oft erst langsam mit der Arbeit begonnen. Jedenfalls könnt ihr euch vorstellen, dass dabei sehr viele Fotos gemacht wurden. 4 Wochen lang täglich ein bis zwei Game Drives. Wir hatten nicht Zeit, alles zu bearbeiten. Wir suchten immer nur die Besten raus und bearbeiteten diese. Wir mussten auch wöchentlich die Top 5 abgeben. Jede Woche fuhren wir einmal mit dem Research-Team los und durften eine fotografische Reportage von den Arbeiten erstellen. Da mussten wir dann auch jedes Mal 15 Fotos abgeben. Die Zeit war wirklich manchmal knapp, um alles fertig zu bekommen bis Ende Woche.

„Ich habe nichts vermisst. Kein Luxus, kein Hightech. Alles was wir benötigten hatten wir.”

Kein Luxus, kein Hightech Mir gefiel das Projekt super. Das mit dem frühen Aufstehen war auch gar nicht so schlimm. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Wir sind halt dann an Abend jeweils auch früh zu Bett gegangen. Ich habe die Zeit richtig genossen. Alles war so unkompliziert. Man hatte keinen Stress und war nicht genervt. Einfach mal was ganz Anderes machen als sonst. Das war meine Absicht. Ein anderes Land und eine andere Kultur kennen lernen. Anderes essen, kein Luxus, kein Hightech sondern nur Natur und das Nötigste. Weg vom Alltagsstress und den Sorgen. Den Kopf mal ruhen lassen und komplett mit anderen Eindrücken und Erlebnissen füllen. Das hat richtig gut getan und hat sich super angefühlt. Ich fühlte mich richtig wohl und frei.


Lilac breasted roller im Greater Krügerpark Südafrika, Fotografin Tina Kissling
Einer der schönsten Vögel in Südafrika: "Lilac breasted roller", Fotografin Tina Kissling

Mein Kopf platze schier Als die Zeit im Projekt zu Ende war und ich nach Hause musste, war ich traurig. Traurig, weil die schöne Zeit da nun zu Ende ist. Traurig, die neuen Freunde zu verabschieden. Traurig, die wunderschöne Natur und die artenreiche Tierwelt zu verlassen. Zu Hause merkte ich sofort den Unterschied. Ich hatte fast zwei Wochen Mühe mich einzugewöhnen. Als erstes war da der Lärm. Autos, Zug, Menschen – das war enorm. Wenn man vorher nichts als Ruhe hatte, Tiere die man hörte und ab und zu mal ein Gespräch oder ein Gelächter von denen im Team. Und sonst war da nichts. Und zu Hause überrumpelte mich der Verkehr und der Lärm. Dann als zweites kam schon wieder der Alltagsstress. Einkaufen, Kochen, Haushalt, Arbeiten, Termine einhalten, Zahlungen erledigen und vieles mehr. Ich war erschöpft und erschlagen die ersten zwei Wochen nach Südafrika. Ich war traurig und wollte wieder zurück in die Ruhe und die Natur.


„Meine Gedanken flitzen wie ein Blitz durch meine Kopf und vereinten sich zu einem neuen Ziel.”

Und plötzlich ging mir ein Licht auf Nach gut zwei Wochen habe ich mich dann so langsam wieder an das Leben hier gewöhnt und bekam wieder einen klaren und fokussierten Kopf. Und dann sass ich an meinem freien Tag zu Hause und hatte plötzlich die Erleuchtung. Auf einmal wusste ich, was ich machen will.

Hier muss ich vielleicht kurz ausholen und erzählen, wieso ich das vorher nicht wusste.

Die letzten fünf Jahre waren für mich nicht einfach. Zweimal wurde mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Das erste Mal, als mein Mann mir mitteilte, dass er sich in einen Andere verliebt habe und das zweite Mal dann, als Corona mein Geschäft in die Knie zwingte und ich den Konkurs anmelden musste. Ich habe mich relativ schnell wieder aufgerappelt – bin ein Stehaufmännchen – und habe auch wieder gearbeitet. 3 verschiedene Jobs (Fotografin, Tanzlehrerin und Arztsekretärin) übe ich zur Zeit aus. Aber ein neues Ziel hat mir seither einfach gefehlt im Leben. Ich ging einfach mal los ohne Ziel und dachte mir, dass ich dann schon irgendwann mal wissen werde, was ich will, und ich ein neues Ziel finden werde. Und das ist auch gut so. Denn manchmal muss man einfach mal los gehen, um an ein Ziel zu kommen.

Und so war es dann ja auch. Nach Südafrika ging mir ein Licht auf. Ich sass da und schaute in meinem Wohnzimmer durch das grosse Fenster in die Weite und fragte mich: "Was mache ich eigentlich gerne?" - fotografieren - schreiben - unterrichten - tanzen - organisieren - Marketing (Social Media) - Websiten gestalten Meine Gedanken waren wie der Blitz. All die Sachen, die ich gerne machte, flitzten durch meinen Kopf und dann vereinten sie sich zu meinem neuen Ziel. Die Erleuchtung war da und auf einmal wusste ich, dass ich jetzt den Weg einschlagen werde, Foto-Reisen und Workshops anzubieten.


Fazit aus meinem Südafrika Aufenthalt Für mich war es ein riesen Erfolg. Ich hatte eine super schöne Zeit, konnte abschalten, geniessen, viele neue Eindrücke sammeln, neue Freundschaften schliessen und sogar ein neues Ziel finden. Es hat sich gelohnt, dass ich der Macht, die mich wie ein magischer Magnet ins Ausland zog, gefolgt bin. Man sollte viel öfter auf sich selber hören und das verwirklichen, was man machen möchte und spürt. Nichts aufschieben. Denn wer weiss, was später ist. Vielleicht hast du später die Möglichkeit nicht mehr. Deshalb ist der einzige richtige Zeitpunkt etwas zu tun – jetzt!


Mein jetzt Und genau jetzt starte ich mit der Organisation und den Recherchen zu meinem neuen Ziel. Als ehemalige Journalistin, 17 Jahre lange Geschäftsführerin einer Tanzschule und als Fotografin habe ich die besten Voraussetzungen und weiss, dass jeder Anfang schwer ist. Aber hei, auch das werde ich schaffen. Hast du ein Ziel das du verfolgst?


Tina


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